Wort und Unwort des Jahres 2021: Kommentar von Maren Pauli, Sprachwissenschaftlerin bei Babbel
Berlin, 2. Dezember 2021. Heute wurden das Wort und Unwort des Jahres in Österreich gewählt. Als Wort des Jahres hat sich knapp das Wort „Schattenkanzler“ durchgesetzt, Unwort des Jahres wurde der Begriff „Querdenker“.
Maren Pauli, Sprachwissenschaftlerin und Expertin bei der Sprachlernplattform Babbel, kommentiert die Wahl:
„Wörter und Unwörter des Jahres sind oft polarisierende Begriffe und meistens solche, die vorher nicht existierten oder kaum benutzt wurden. Oft stehen sie für ein ganzes Konstrukt. Der diesjährige Gewinner – der „Schattenkanzler“ – geht ganz klar auf die Affäre rund um den Rücktritt des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz zurück. Wörter und Unwörter des Jahres haben oft einen starken politischen Bezug, weil sie mehr beschreiben als ein einfaches Wort. Sie beschreiben ein Konzept, eine ganze Bewegung oder politische Stimmung – Dinge die ein Land geprägt haben. Wenn wir uns die Wörter der letzten Jahre anschauen – „Schweigekanzler“ (2018) oder „Ibiza“ (2019) in Bezug auf den politischen Skandal – kann man das sehr gut erkennen.“
„Das Unwort “Querdenker” meint in dieser Tradition ebenso ein ganzes Konstrukt. Lexikalisch betrachtet bezeichnet “Querdenker” erstmal nur eine Person, die nicht in einer geraden Linie denkt und ihr folgt, sondern jemand der etwas “out of the box” denkt. Das Wort ist in seiner Wertung also zunächst neutral, wenn nicht sogar leicht positiv.
Im Zusammenhang mit der Pandemie hat das Wort jedoch eine deutliche Konnotation bzw. deutlich wertende Nebenbedeutung bekommen. Inzwischen werden damit hauptsächlich Coronaleugner, Impfgegner und Menschen mit Verschwörungstendenzen bezeichnet, womit das Wort eine sehr negative Konnotation erhalten hat und nun stark polarisiert. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht, sind solche Wortzusammensetzungen und vor allem der Prozess, in dem sie ihre Konnotation verändern sehr interessant – manchmal dauert der Prozess sehr lange, manchmal jedoch erfolgt er rasant, beschleunigt durch Ereignisse wie etwa die Coronapandemie.“
„Besonders bei Jugendwörtern ist ganz klar der Einfluss der englischen Sprache zu erkennen. Nicht nur der Jugendwort-Gewinner „cringe“, sondern auch Anglizismen wie zum Beispiel „nice“ haben Einzug in die deutsche Sprache erhalten. Interessant ist, dass es die Wörter theoretisch auch im Deutschen gäbe – „nice“ wäre „nett“ und „cringe“ „peinlich“, hier kommt jedoch die erwünschte Konnotation nicht zum Vorschein. Das deutsche “nett” entspricht nicht immer dem englischen “nice”, genauso bezeichnet “cringe” sehr facettenreich ein Gefühl von (Fremd-)scham, das einen aufzucken lässt. In Bezug auf die Pandemie haben wir auch Wörter aus dem Englischen genutzt, wie beispielsweise Superspreader oder Social Distancing, die u. a. durch Social Media viral wurden.“
Über Maren Pauli
Maren Pauli ist Head of B2B Didactics bei Babbel. Gemeinsam mit ihrem Team erarbeitet sie Sprachlernlösungen für Babbel Unternehmenskunden, welche Sprachkompetenzen für die unterschiedlichsten Branchen und Kundenbedürfnisse vermitteln. Während des Studiums lag ihr Fokus auf japanischer und englischer Linguistik und sie erforschte im Rahmen ihrer Magisterarbeit zum Thema Hawaii Creole English die Entstehung von Creolesprachen. Bevor sie 2011 zu Babbel kam, war sie als Lehrerin und Journalistin in Deutschland und Japan tätig. Als begeisterte Linguistin ist sie fasziniert davon, Sprache als Zugang zu anderen Kulturen zu nutzen und dies an Sprachlernende weiterzugeben. Sie spricht selbst neben Englisch fließend Japanisch und Spanisch und kann sich gut auf Französisch und Italienisch verständigen.
Über Babbel:
Babbel ist der europäische Vorreiter auf dem digitalen Sprachlernmarkt und bietet Lernenden neben der weltweit meistverkauften Sprachlern-App ein einzigartiges und motivierendes Ökosystem an ineinandergreifenden Sprachlernangeboten.
Seit der Gründung 2007 verfolgt Babbel ein Ziel: Menschen durch Sprache über Kulturen hinweg zusammenzubringen. Mit der Babbel-App, Babbel Live, Babbel-Podcasts und Babbel für Unternehmen lernen Nutzende anhand von authentischen Inhalten eine neue Sprache schnell in realen Situationen und Dialogen anzuwenden. Und es funktioniert: Zahlreiche wissenschaftliche Studien, unter anderem von der Yale University, der Michigan State University und der City University of New York, belegen die Effektivität von Babbel.
Babbels Erfolg beruht auf der Kombination von Expertenwissen und neuester Technologie. Über 180 Didaktikexpert:innen erstellen die Inhalte der mittlerweile mehr als 60.000 Lektionen, die in 14 Sprachen verfügbar sind. Interaktiver Live-Unterricht, Sprachlernspiele und Podcasts runden das Sprachlernerlebnis ab. Dabei wird das Nutzendenverhalten kontinuierlich analysiert und einzelne Lektionen werden auf Basis zahlreicher Daten angepasst und optimiert. Mit Babbel kann jede:r eine Sprache lernen – deshalb ist das Babbel-Team genauso vielfältig wie die Sprachkurse und Lernenden selbst: An den Standorten Berlin und New York arbeiten 750 Mitarbeitende, die mehr als 65 Nationalitäten, unterschiedliche Geschlechter, Herkünfte und Überzeugungen repräsentieren. Über 10 Millionen verkaufte Abonnements sprechen für sich: Babbel bringt Menschen durch Sprache zusammen und miteinander ins Gespräch. Weitere Informationen unter www.babbel.de.
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