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Geheimsprachen der LGBTQ-Community: Wie Queer-Slang Sprachen weltweit inklusiver macht

Berlin, 8. Juni 2020. Der Pride-Month ist angelaufen: Weltweit ruft die LGBTQ-Community wieder zu mehr Toleranz auf. Um Diskriminierung der eigenen Sexualität im Alltag zu entgehen, haben Gruppierungen der LGBTQ-Community einen eigenen Slang entwickelt. Nicht nur als eigenständiges Identifikationsmerkmal, sondern auch zum Selbstschutz außerhalb der Community, um nicht erkannt zu werden. Bis heute gilt in einigen Ländern jede Art der Sexualität abseits „der Norm“ als unerwünscht und ist bisweilen sogar illegal. In Ländern mit höherer Toleranz ist das, was ursprünglich als geheime Szenesprache galt, heute längst im Mainstream angekommen und hat die jeweilige Sprache positiv verändert. Die Sprachexpert*innen von Babbel, der erfolgreichsten Sprachenlern-App, geben einen Einblick in die Soziolekte der Queer-Communities weltweit. 

Der LGBTQ-Slang in Deutschland 
Bis auf einige Szenebegriffe, wie zum Beispiel „Pflaumensturz“, „Sahneschnittchen“ oder „warmer Bruder“, konnte sich eine umfassende Geheimsprache in Deutschland bislang nicht durchsetzen. Einige dieser geheimen Begriffe der LGBTQ-Community blieben beispielsweise durch die Comics von Ralf König erhalten. Königs “Der bewegte Mann” etwa sorgte in den 1990er-Jahren für viel positives Aufsehen, wurde verfilmt und erfreute sich (nicht nur innerhalb der Szene) großer Popularität. Die Bezeichnung “warmer Bruder” steht stellvertretend für den homosexuellen Mann. “Sahneschnittchen” wird heute auch in der Mainstream-Sprachkultur verwendet und ist eine Bezeichnung für eine attraktive Person. Ein “Pflaumensturz” ist hingegen ein Gemütszustand: Als Synonym für einen Nervenzusammenbruch, wird es bei freudiger Erregung oder extremer Empörung benutzt. 

Polari – Wie spricht man queer in England? 
Eine der bekanntesten LGBTQ-Geheimsprachen (auch „Argot“ genannt) ist Polari. In der britischen Schwulen- und Lesbenszene wurde Polari Anfang des 20. Jahrhunderts populär und war bis in die späten 1960er-Jahre ein fester Bestandteil der Mainstream- und Sprachkultur. Das System ist gleichermaßen undurchsichtig wie einfach: Manersetzt einen Begriff durch ein anderes Wort. So steht beispielsweise „dolly“ für „hübsch“ oder „eek“ für „Gesicht“. Durch die Legalisierung von Homosexualität konnte man sich offen bekennen – eine Geheimsprache war für viele nicht länger nötig. Zwar verlor der Soziolekt in den 1970er-Jahren zunehmend an Popularität, erlebt jedoch mittlerweile ein Revival in der Generation Y. Doch der eigentliche sprachliche Sinn und Zweck hat sich gewandelt: Millennials nutzen den spitzfindigen Slang mit scharfem Tonfall als Anti-Haltung und als Ausdruck ihrer Abgrenzung gegenüber einer genormten und überwiegend heterosexuellen Gesellschaft.  

Pajubá/ Bajubá – Die queere Sprache der Brasilianer*innen 
England ist nicht das einzige Land, in dem sich ein queerer Slang etabliert hat. Die brasilianische Community spricht Pajubá/ Bajubá – eine Szenesprache, die je nach Region leicht variieren kann. Beeinflusst wird dieser Sprach-Code durch das Portugiesische und westafrikanische Dialekte der Yoruba-Kultur. Eine entscheidende Besonderheit ist die zentrale Rolle der Frau: Inspiriert von Seifenopern, berühmten Sängerinnen und Schauspielerinnen, bedient sich Pajubá/ Bajubá häufig weiblicher Vornamen. „Dar a Elsa“ (wörtl.: Elsa etwas geben) heißt „stehlen“, „Irene“ steht stellvertretend für eine alte Person. Die Liste ist lang und kann mittlerweile im slang-eigenen Wörterbuch „Aurélia“ nachgelesen werden. Genau wie Polari ist auch Pajubá/ Bajubá in der Mainstream-Kultur angekommen: Die wachsende Verbreitung in den Massenmedien und in der Forschung haben dazu geführt, dass queere Begriffe immer mehr in der Alltagssprache vieler Brasilianer*innen benutzt werden.  

Bahasa gay in Indonesien – Hundert Sprachen, ein LGBTQ-Slang 
Die offizielle Amtssprache in Indonesien ist Bahasa-Indonesisch. In den vielen verschiedenen Regionen des Inselstaates werden jedoch weitaus mehr Sprachen gesprochen, von individuellen Dialekten ganz zu schweigen. Da ist es erstaunlich, dass es in einer so sprachenreichen Region lediglich einen queeren Slang gibt: Bahasa gay. Andere Bezeichnungen sind bahasa banci, bahasa bengcong oder bahasa binan. Eine gängige Methode neue Slang-Begriffe zu erschaffen ist es, die Silbe -ong an das Ende eines Wortes zu hängen. Aus „banci“ (wörtl.: Transfrau) wird „bancong“. Selbiges gilt für -in, welches zwischen zwei Silben eingesetzt wird. Aus „banci“ wird „binancin“ (vereinfacht: binan – Slang: bahasa binan). Falls man nicht mehr durchblickt: Geheimsprachen sind ja dazu da, Unbeteiligte außen vor zu lassen. 

gayle & isiNgqumo in Südafrika – zwischen Toleranz und Apartheid 
Rassentrennung spielt in der Geschichte Südafrikas eine zentrale Rolle. Politisch organisierte Apartheid ist längst abgeschafft und beeinflusst dennoch bis heute den afrikanischen Sprachgebrauch. Offiziell spricht man in Südafrika elf Sprachen, queere Slangs gibt es zwei. Gayle wird hauptsächlich von der weißen LGBTQ-Community gesprochen und basiert auf den Sprachen Englisch und Afrikaans. Elemente aus Polari und Pajubá/ Bajubá finden sich in diesem Soziolekt wieder und auch hier spielt die Frau beim Sprechen eine tragende Rolle: „Monica“ heißt „Geld“, „Priscilla“ steht für „Polizist“, „Jessica“ heißt „Schmuck“. Gewisse Ähnlichkeiten zu den englischen Wörtern „money“, „policeman“ und „jewelery“ liegen, bei näherem Hingucken, auf der Hand. Die      POC (Person of Color) Queer-Community spricht isiNgqumo, was so viel heißt wie „Entscheidungen“. Dieser LGBTQ-Code basiert auf einer Gruppe der Bantu-Sprachen und ist im Vergleich zu gayle kaum erforscht. Das zeigt, dass soziale Spannungen aus der Zeit der Apartheid bis heute andauern. 

Lubunca – Eine Minderheitensprache in der türkischen Leitkultur 
Die spezielle Szenesprache Lubunca basiert auf den Sprachen Griechisch, Kurdisch und Bulgarisch – Sprachen, die in der Türkei in der Minderheit sind. Ein Großteil des Wortschatzes kommt aus der Sprache der Roma. Dass sowohl die queere Community als auch das Roma-Volk in der Türkei starke Marginalisierung erfahren haben, schweißt sie in der Sprache zusammen. Lubunca ist jedoch mittlerweile im sprachlichen Mainstream angekommen und aus der Marginalisierung herausgetreten. 

Über Babbel 
Die Sprachlern-App Babbel hilft Menschen dabei, neue Sprachen schnell zu lernen und zu sprechen. Ganze 73 Prozent der befragten Nutzenden trauen sich zu, ein einfaches Gespräch zu führen, nachdem sie nur fünf Stunden mit Babbel gelernt haben. Die Lerneffektivität von Babbel wurde 2019 in einer unabhängigen Universitätsstudie nachgewiesen. 

Auf der Basis von sieben Ausgangssprachen können Nutzende zwischen 14 verschiedenen Lernsprachen wählen. Ob im Web oder unterwegs mit den Mobil-Apps für iOS und Android passt Babbel in jeden Alltag. Die kurzen Lektionen orientieren sich stets an nützlichen Themen. Grammatik, Vokabular und Aussprache werden gemeinsam trainiert. Spielerische Elemente sorgen dafür, dass die Lernenden motiviert bleiben, um ihre Ziele zu erreichen. Das Babbel-Didaktik-Team aus über 150 Sprachwissenschaftler*Innen und Lehrer*Innen erstellt jeden Kurs spezifisch für die jeweilige Sprachkombination.  

Babbel wurde 2007 in Berlin gegründet. Heute besteht das Team aus 750 Mitarbeitenden aus über 50 Ländern an den Standorten Berlin und New York. Ganz ohne Werbung und mit einem transparenten Abomodell richtet sich Babbel an Einzelkund*Innen. Seit 2017 gibt es auch ein Extra-Angebot für Geschäftskunden. Im Sommer 2019 startete Babbel Travel, die Plattform zum Buchen von Sprachreisen. Weitere Informationen finden Sie auf Babbel.com 

Pressekontakt 
Nele von Lingelsheim-Lenz, E-Mail: nlenz@babbel.com 
Pressebüro Babbel, c/o markengold PR, Velyana Angelova, Tel.: +49 – 30 – 219 159 – 60, E-Mail: babbel@markengold.de

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